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Draußen 31. Grad und Blasmusik.  Bei uns am „Stammtisch“ eine Traunsteiner Geschäftsführerin die ihresgleichen  sucht: Frau Annemarie Dirnberger vom Kaufhaus Unterforsthuber. Die bewegende Geschichte des weit über den Landkreis bekannten Kaufhauses interessierte uns.

Angefangen hatte Frau Dirnberger beim UFO vor 45 Jahren als Bürokauffrau. Damals unter Fanni Unterforsthuber, der Schwiegertochter des Geschäftsgründers Franz Unterforsthuber. Sie war es, welche die Vision der Schaffung eines aufstrebenden Kaufhauses ebenso in sich trug wie ihr Schwiegervater. Energisch und zielstrebig  verfolgte sie dieses Ziel bis zu ihrem Tod 2002.

An ihrer Seite Frau Dirnberger. Nur einmal in all den bewegten Zeiten spielte sie mit dem Gedanken sich eine andere Arbeitsstelle zu suchen, so sehr war ihr das Kaufhaus zur Herzensangelegenheit geworden. Selbst die Angestellten des Hauses  fühlten sich eng mit dem Haus verbunden, war es doch für die meisten ein lebenslanger Arbeitgeber, der ihren täglichen Einsatz wertschätzte.

1967 bekam der UFO die erste Rolltreppe, 1993 hatte man 200 Angestellte und eine Filiale in Reichenhall und Traunreut. Was der Witt-Weiden konnte, das wollte Fanni Unterforsthuber  auch schaffen. Doch das Konkurrieren brachte kein Glück. Reichenhall und Traunreut mussten aufgegeben werden. Fanni Unterforsthuber erkrankte . Die Geschäftsführung übernahm der Neffe Herr Mengert. Unsichere Zeiten und schlaflose Nächte gab es jetzt für die Buchhaltung.

Als 2002 Fanni stirbt, scheint es, als würde es auch mit dem Kaufhaus in Traunstein zu Ende gehen. Frau Dirnberger kann jedoch durch geschicktes Handeln und eine gute Vernetzung zu Banken,  Steuerberatern und dem Wirtschaftsministerium erreichen, dass vom erwartetem Erbe eine Stiftung gegründet werden kann. Aber es gibt schwerwiegende Probleme. Auch die Angestellten helfen mit, dass man bis zur Lösung finanziell über die Runden kommt. So bekommt man den Lohn halt erst am 10... 

Ab 2003 , auch Herr Mengert ist nun schwer erkrankt, wird Frau Dirnberger  alleinige Geschäftsführerin. Die Fanni-Unterforsthuber-Stiftung setzt sich noch heute für Bedürftige im Landkreis und das Tierheim ein. So hat es Fanni Unterforsthuber gewollt.

Es geht also doch weiter. Und wie!

Zum 100 jährigen Bestehen des Kaufhaues erhält Frau Dirnberger und 5 Mitarbeiterinnen 2008 eine Einladung zu Papst Benedikt. Ein Erlebnis, das sie wohl nie vergisst, erzählt Frau Dirnberger. Der Kontakt in den Vatikan kam zustand, da Franz Unterforsthuber sen. , der schon in den Anfangszeiten verschiedene soziale Einrichtungen unterstützt hatte,  auch der Familie Ratzinger geholfen hatte.

Ab dem 100jährigen, so Frau Dirnberger,  ging es erfolgreich weiter mit dem Kaufhaus. Man konnte wieder investieren.

 2015 übernimmt der UFO das Chiemgauer  Heimatwerk, als die Familie Schmidl aufhört. Selbst die Fa. Hammerschmidt bietet ihre hochwertige Trachtenmode im „Kaufhaus“ an, als die Familie Graspeuntner  ihr Geschäft schließt.

Doch dann kommt Corona und die Sorgenfalten erscheinen wieder auf der Stirn. Wie sollte man die Beschäftigten halten? Wie sollte man die Waren bezahlen? Wieder bot das Haus dem Schicksal die Stirn und hielt zusammen. Mit Kurzarbeit, mit besonderen Öffnungszeiten, mit Einkäufen auf Anruf .

Corona ist vorbei und Frau Dirnberger sieht optimistisch in die Zukunft. Wurden so viele Hürden genommen, so denkt sie, werden auch kommende zu schaffen sein. Dass sie mit ihrem ganzen Herzen all die Jahre ihre Arbeitskraft so erfolgreich für das Kaufhaus eingesetzt hat bestärkt sie und macht sie glücklich. Das an ihrer Person und ihrer Art, zu erzählen,  erleben zu dürfen war für uns an diesem sommerlichen Abend  ein tolles Geschenk.  Wir waren beeindruckt.

Kerstin Wolfertstetter

 

Übrigens: Es gibt im Erdgeschoss des Kaufhauses links neben besagter  Rolltreppe einen eigenen Raum der „Firmenchronik“ . Dort liegt auch „Mein Leben“ von Franz Unterforsthuber auf. Sein Leben in 9 Seiten. Lesenswert…